Dienstag, 5. März 2013

... in einem Vaszary geblättert #1

Ich war um die zehn Jahre alt, als ich aus dem Kellermöbel, in dem die Oma ausgelesene Bücher aufhob, zum ersten Mal einen Rowohlt-Band herauszog: "Zwei gegen Paris" von Gabor von Vaszary. Ich verschlang das Buch. Und seitdem begleiten mich diese bittersüßen Geschichten: Zwei gegen Paris, Monpti, Drei gegen Marseille, Heirate mich Chérie. Mein vielleicht liebster Vaszary-Roman: Sie.

Es standen und stehen immer einige Vaszarys bei mir im Regal. Auf Trödelmärkten kaufte ich die Titel doppelt und dreifach, um sie verschenken zu können. Ich liebe auch den süßlichen Geruch des gelbbraun verfärbten dünnen Taschenbuchpapiers.

Ich schaue in die Wikipedia und finde dort verlinkt einen ZEIT-Artikel aus der Reihe "Vergessene Autoren". Der Artikel ist von 2008 und nennt Vaszarys Geschichten "wunderbare Portraits vom Paris der fünfziger Jahre". Der ungarische Autor wurde in den 1950er und 1960er Jahren sehr viel gelesen. Sein wohl bekanntester Roman Monpti - auch verfilmt mit Romy Schneider - wird noch heute aufgelegt.

Mir Zehnjährigen hatte es die clowneske Selbstironie angetan, mit der Vaszary irrwitzige Alltagsabenteuer beschreibt. Und obwohl mir die Grenzen seiner Literatur inzwischen bewusst sind: Wider alle Vernunft vermag ich nicht zu begreifen, warum seine zeitlos schönen Bücher nicht weit oben in den Listen rangieren.

In der achten oder neunten Klasse schrieb ich einen Schulaufsatz im Stil von Vaszary - wie ich glaubte - und kassierte dafür eine Bombensechs. Der Aufsatz mag wahrhaft scheußlich gewesen sein. Aber der Lehrer hätte auch merken können, finde ich, dass sein Schüler einem Vorbild nacheiferte.

1985 ist Gabor von Vaszary in Lugano in der Schweiz gestorben.

Paris erlebte einen wunderschönen Morgen. Das Sonnenlicht fiel in goldenen Bündeln ins Zimmer, als ich die Vorhänge zurückschob und die Fenster aufriss. Auf den Straßen unten wirbelte das Leben. Die Menschen kamen und gingen munter, die Laufburschen auf den Fahrrädern huschten lustig pfeifend über den Asphalt mit der überlegenen Wonne von Menschen, die ein Vehikel benutzen können. Im dritten Stock des gegenüberliegenden Hauses putzte ein hübsches Mädchen das Fenster und trat kühn auf das Fenstergesims. Genau unter ihr betrachtete ein Herr mit seinem Hund den Himmel und drehte den Kopf stark nach oben. Der Hund und er sahen sich überraschend ähnlich ... (Sie, 1941)

1 Kommentar:

  1. Hallo Catfish, kenn den Autor nicht hast mich aber sehr neugierig gemacht...

    Lieben Gruß, Elke

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